Pietzmoor – blauer Moorfrosch
Zu welcher Hochzeit darf der Bräutigam schon blau erscheinen? Nur wenige Tage im Jahr ist das Männchen blau gefärbt. Genau in diesem Zeitraum war ich mit einem befreundeten Naturfotografen, Finn Mengershausen, im Pietzmoor bei Schneverdingen in der Südheide.
Es war ein spontaner Fotoausflug, weil sich ein Kundentermin verschoben hat und ich deshalb diesen unvergesslichen Ausflug ins Pietzmoor unternehmen konnte.
Wir haben die letzte Parklücke auf dem kleinen Parkplatz erwischt. Ich hatte einen Großteil meine Ausrüstung morgens in den Kofferraum geladen. Ich hatte am Morgen zwar noch zwei unterschiedliche Stative in den Kofferraum geladen. Doch jetzt entschloss ich mich, wieder einmal, ohne Stativ loszuziehen. Ich hatte sicherheitshalber vier Objektive (Weitwinkel, Marko, 70-200 und mein 300 mm) und zwei Konverter (1.4 und 2.0) eingepackt. Da ich nicht genau wusste auf welche Distanz ich die blauen Jungs vor die Optik bekomme, entschloss ich mich auch zwei Kameras mitzunehmen: beide Canon EOS 1 Modelle (1 DX und MK IV). Die etwas ältere 1d Mark IV hat die optische Brennweitenverlängerung von Crop 1,3. So ausgerüstet bin ich mit Finn losmarschiert. Finn hatte sich besser vorbereitet und uns schon bei der Parkplatzauswahl richtig geleitet. Durch diesen Vorteil hatten wir nur etwa 300 Meter bis zu den ersten großen Teichen zu gehen. Ich traute meinen Augen nicht. Wir waren nicht die einzigen bei diesem tollen Wetter. Stative standen auf dem Weg und die Objektive zeigten in unterschiedlichen Richtungen. Doch alle hatten das gleiche Ziel: die blauen Jungs – die männlichen Moorfrösche. Schnell war klar: mein 100 mm Makroobjektiv konnte in der Fototasche bleiben. Ich entschied mich für das 300 mm mit dem 1.4 Konverter an der Mark IV. Es saßen hunderte blau gefärbte Frösche im Wasser. Doch für die meisten war meine Brennweite (umgerechnet 546 mm) zu kurz. An formatfüllende Aufnahmen war nicht zu denken. Ich suchte mir Frösche aus, die möglichst dicht am Ufer waren. Leider hat man vor Ort nicht die Möglichkeit sich flach auf Höhe der Wasseroberfläche mit dem Objektiv zu begeben, um eine optimal Perspektive zu bekommen. Nach einiger Zeit hatten wir vorerst genug und entschlossen uns dem Rundweg weiter zu folgen. Von einem befestigten Weg geht man irgendwann weiter auf einen Holzsteg. Hin und wieder trafen wir auf Fotografen, die sich auf den Steg gesetzt hatten und mit ihrer Kamera seitlich vom Steg Ausschau nach Kreuzottern hielten. So sehr wir beide uns auch anstrengten, keiner von uns hat auf den nächsten Kilometern eine gesehen. Irgendwann kam uns ein älteres Ehepaar entgegen und fragte uns, ob wir schon die blauen Frösche gesehen hätten. Für die blauen Frösche hatten wir den richtigen Startpunkt ausgewählt, aber die beiden Berliner hatten sich für den anderen, größeren Parkplatz entschieden und so wäre es für sie besser gewesen, wenn sie den Rundweg andersherum gehen würden. Diesen Vorschlag unterbreiteten wir ihnen. Fast nebenläufig erwähnten sie, dass sie gerade eine Kreuzotter mehrfach mit dem Handy fotografiert hatten. Finn und ich schauten uns an und beide dachten wohl in dem Moment das Gleiche. Wir schauten die letzten Kilometer nur links und rechts des Weges, hatten eine super Kameraausrüstung dabei und die beiden „Heidetouristen“ haben das Glück und konnten eine Kreuzotter mit dem Handy fotografieren. Wir mussten innerlich lachen. Da sie unseren Rat befolgten und umdrehten, bot uns der Mann an, uns die Stelle, wo er die Schlange fotografiert hat, zu zeigen. Ich habe sie tatsächlich nach längerer Suche im Gras wiedergefunden. Wir bedankten uns und beschlossen uns hier auf dem Steg eine Pause zu gönnen und abzuwarten, was wir hier so alles vor die Kamera bekommen würden.
Dabei entdeckten wir die schöne braune Kreuzotter, die sich nicht wirklich von ihrem Platz in der Sonne bewegte. Wir konnte sie zwar fotografieren, aber so eine richtig schöne Perspektive hatten wir leider nicht. In unregelmäßigen Abständen kamen immer wieder Wanderer vorbei und wir mussten uns dünn machen mit der Ausrüstung auf dem schmalen Steg. Links und rechts war Moor mit kleinen Wasserflächen und wir wollten die Technik nicht freiwillig einem Bad aussetzen. Wir hatten uns wieder auf die Kreuzotter konzentriert als sich eine Familie mit Hund von hinten näherte. Hund und Herrchen waren schon an uns vorbei als auf einmal ein Kind laut schrie. Eine Kreuzotter schaute zwischen den Holzbolen durch und wir hatten es erst nicht bemerkt. Vorne fotografieren wir eine braune größere Kreuzotter und hinter uns im Rücken schlich sich eine dunkle Kreuzotter über den Steg. Und wieder mussten Finn und ich lachen. Wieder hatten wir Glück. Jetzt mussten wir schnell sein um noch ein paar Aufnahmen von ihr zu erhaschen bevor sie wieder im hohen, trockenen Sumpfgras verschwinden würde. Insgesamt erblickten wir an dieser Stelle dann noch zwei weitere Schlangen, die wir leider nicht schön ablichten konnten. Wir waren aber zufrieden und beschlossen unseren Rundgang fortzusetzten. Zwischendurch besuchte uns eine Hummel und fand einen schönen Landplatz auf meinem Lenz Case.
Zum Abschluss unserer Fototour wollten wir den blauen Jungs noch einen Besuch abstatten. Die Zahl der Fotografen hatte sich inzwischen mindesten verdoppelt und auch die gesichtete Zahl der Moorfrösche war stark angestiegen. Geschätzt waren es bestimmt 500 Frösche in den beiden Teichen. Ich hatte so ein Schauspiel noch nie vorher gesehen und auf der Hinfahrt noch naiv gehofft, dass wir ein Exemplar vor die Linse bekommen würden. Inzwischen war es 14 Uhr und ich hatte auch Glück einige Tiere nah am Ufer zu entdecken und abzulichten, sodass ich die Moorfrösche fast formatfüllend ablichten konnte. Es gab sogar Momente, wo Finn deutlich zu nah war und die Naheinstellgrenze von 4,5 Meter unterschritt und weiter zurück gehen musste. Hier war ich über die Naheinstellgrenze meines 300 mm von 2 Metern dankbar. Irgendwann hatten wir aber genug blau über den Sucher gesehen und beschlossen zurück zum Auto zu gehen.
Es war ein toller Fotoausflug, den ich Finn zu verdanken habe. Die Landschaft ist so einzigartig und wunderschön. Das Pietzmoor ist das größte zusammenhängende Moor in der Lüneburger Heide. Jeder, der es bis dato nicht live gesehen hat, sollte es sich unbedingt anschauen. Egal zu welcher Jahreszeit. Ich komme bestimmt wieder und werden mich intensiver den Kreuzottern widmen.