Wenn sich ein schöner Moment dem Ende neigt.

Wann beginnt ein Moment und wann ein Zeitraum?
Für 5 Tage blieb die Zeit auf meiner Altagsuhr in Bydalen/Schweden stehen.
Dieser Fotoauftrag in Skandinavien wurde durch Perfektion, gepaart mit Luxus, zu einem ganz besonderen Erlebnis. Da wir, das sind die Teilnehmer der 2. Gruppe des letztjährigen Baikal Projekts, uns in Sibirien alle gut verstanden hatten, kam Roger auf die Idee, alle nach Bydalen einzuladen und mit uns eine mehrtägige SkiDoo Tour zu unternehmen.bydalen_1DX_5139-2 Ich wurde gebeten dieses Treffen fotografisch zu begleiten. Angekommen auf dem Flughafen in Östersund/Mittelschweden  wurden wir von einem Helicopter abgeholt. Der Flug endete an Rogers Ferienhaus im Skigebiet Bydalen. Dieses Blockhaus wäre die perfekte Kulisse für einen James Bond Film.
Plötzlich stellte Roger uns dann ein Filmteam vor, welches tatsächlich bereits seit einigen Tagen vor Ort einen Film drehte. Roger spielte neben einem schwedischen Rallyefahrer eine der Hauptrollen. Rogers umgebauter Porsche GT 3 wurde für eine Verfolgungsjagd durch den Schnee getrieben.
Ich fühlte mich kurz wie in einem anderen Leben.
Mit dem Tourmanager der Baikal Tour Markus Obendorfer und Alex aus Österreich teilte ich mir ein Ferienhaus mit Sauna, mehreren Schlafzimmern und einer wunderschönen großen Wohnküche . Dieser Raum wurde von uns nie wirklich genutzt. Im angrenzenden Restaurant haben wir uns am folgenden Morgen zum Frühstück getroffen und schon auf dem Vorplatz sind mir die neuen Motorschlitten aufgefallen. Wir konnten es kaum abwarten uns mit den Dingern in den Schnee zu stürzen. Vorher gab es noch die passende Ausrüstung. Nur meinen Helm, den ich auch auf den Endurotouren immer dabei habe, hatte ich im Gepäck.
Die Skidoos unterschieden sich in der Motorisierung und in der Ausführung. Die Freestyle Modelle hatten 800 ccm Zweitaktmotore mit Turbolader und sagenhaften 160 PS und die Tourer einen 900 ccm Viertaktmotor mit Griff und Sitzheizung. bydalen_1DX_4739
Nach einer kurzen Einweisung wurden wir auf die Wildnis losgelassen. Eins war schnell klar: über Leistungsmangel konnte sich keiner beklagen. Schon auf dem ersten See drehten wir uns in alle Richtungen, da auf dem blanken Eis kein Vortrieb möglich war. Wenn das SkiDoo in einer Ecke des Sees stehen blieb, kam man nicht mehr vom Fleck, da die Antriebswalze durchdrehte. Um vorwärts zu kommen mussten wir absteigen und konnten teilweise nicht laufen, weil es spiegelglatt war. Durch hin und her rutschen haben wir es dann vom See wieder in den Schnee geschafft.
Umso höher wir ins Gebirge fuhren, desto besser waren die Schneeverhältnisse. Wir sind drei Tage bei bestem Sonnenschein in den schwedischen Wäldern und Bergen rumgesaust. Alle Teilnehmer hatten ein Dauergrinsen im Gesicht, was sich zu den Zwischenstopps in den besten Restaurants noch steigern ließ. Mittags gab es im Restaurbydalen_1DX_4452ant Havviiglen Rentierherz und zum Dessert Blutwurstscheiben gebacken mit Eis und köstlicher Sauce. Sowohl beim Hauptgang, als auch beim Nachtisch war es eine Kombination, die ich selber nie gewählt hätte. Es war fantastisch.
Der Helicopter, der uns am Flughafen abgeholt hat, war für den Notfall immer auf Abruf. So kam es dann auch. Als wir mittags in den Tiefen der Wälder an einem Holzhaus angehalten haben, um zu essen, empfing uns ein tolles Menü, was uns der Eigentümer selbst frisch zubereitet hatte. Dann wurde der Helicopter gerufen. Er setzte zur Landung an und Roger machte die seitliche Ladungsklappe auf und zauberte eine Kiste Bier hervor. Auf dieser Tour wurden Notfälle anders definiert. bydalen_MJ4_9531-mjbydalen_MJ4_9513-mj
Wir haben an den drei Fahrtagen auf den fast 420 km viel traumhafte Landschaft gesehen. Wir sind hoch auf die Berge gefahren, wo uns ein starker, eisiger Wind den Schnee ins Gesicht blies. Es waren ganz besondere Erfahrungen: hoch oben mit der Eislandschaft eins zu sein und sich zu fühlen wie ein Antarktisabenteurer.
Abends hatten wir die Ehre im Restaurant von der schwedische Doppelgängerin Dolly Partons zu speisen. Es war das beste Restaurant im Tal. Wir waren überwältigt von ihrem Rentierbraten mit einer Sauce, so lecker, dass mir beim Schreiben noch das Wasser im Mund zusammenläuft.
Auch der schönste Moment geht einmal zu Ende. Als wir nach dem letzten Fahrtag im Hotelrestaurant ankamen, war wieder alles perfekt vorbereitet. Auf der Sonnenterasse war das Bier kaltgestellt und der Champagner lag für uns auf Eis. Roger hatte noch für alle Teilnehmer eine Überraschung vorbereitet. Ich hatte nach der Tour in Sibirien den Auftrag bekommen für jeden Teilnehmer ein Fotobuch mit den schönsten Bildern der Baikaltour zu erstellen. Ich hatte sie von Deutschland aus direkt ins Restaurant schicken lassen und jetzt war der Augenblick gekommen, wo Roger wieder allen eine große Freude bereitet hat. Alle hielten ihr Baikalbuch in den Händen.
Es ist einfach schön zu sehen und zu erleben, wie Reichtum auch andere Menschen sehr glücklich machen kann.
Wir haben ganz besondere und mit Sicherheit einmalige Tage erleben dürfen in Bydalen.
Danke Roger für diese tolle Zeit.