Helgoland

Deutschlands einzige Hochseeinsel – Helgoland

Das kleine Steuerparadies, ein beliebter Anlaufpunkt von Butterfahrten, war unser Ziel. Helgoland hatten wir uns aber nicht deshalb ausgesucht, weil der Alkohol dort so günstig ist, sondern weil wir Kegelrobben und Seehunde fotografieren wollten.

Zusammen mit vier befreundeten Naturfotografen wollte ich von Cuxhaven aus mit dem neu in Dienst gestellten Seebäderschiff „Helgoland“ zu der Hochseeinsel übersetzen. Da wir nicht wussten, ob die Nordsee ruhig bleibt, hatten wir bereits eine Stunde vor dem Ablegen Vorkehrungen getroffen und eine Tablette gegen Seekrankheit eingeworfen. Eine zweite wurde – sicher ist sicher – beim Betreten des Schiffes geschluckt. Etwas problematisch wurde es dann mit dem Gepäck. Wenn Fotografen auf Reisen gehen, reicht ein Köfferchen nicht aus. So hat man in der Regel einen großen mit dem Hauptgepäck dabei und meist einen Rucksack oder Trolley für die Fotoausrüstung. Die Realität sah dann aber doch noch etwas anders aus. Zwei von uns hatten ihren Eckla Beach-Rolly tatsächlich bis zum Gehtnichtmehr beladen.eckla

Hier zeigte sich die Crew aber sehr entgegenkommend und wir durften die Rollys mit an Bord nehmen. Unser Reiseplaner Kai hatte auch hier nichts dem Zufall überlassen und das vor der Reise mit der Reederei abgeklärt. In weiser Voraussicht hatte er uns auch zwei Tische im Restaurant reserviert. Während der Überfahrt versuchten wir, an Deck aus freier Hand  Aufnahmen mit unseren Teleobjektiven zu machen. Der Sturm bescherte uns allerdings nur jede Menge unscharfer Bilder. Zwischendurch musste ich sogar Angst um meine Kamera haben. Der Wind war zeitweise so stark, dass das sehr windanfällige Teleobjektiv samt Kamera ein Spielball der Böen wurde. Ich hielt die Ausrüstung fest in meinen Händen, damit sie nicht über Bord ging. Hier wäre eine Sicherung mit einem Schultergurt eine gute Idee gewesen.

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Die Überfahrt war dann aber doch so angenehm, dass ich die dritte Tablette nicht mehr nehmen musste und niemand aus unserer Runde Gebrauch von den Sickness Bags machte. Auf der Insel wurde unser Gepäck mit dem Inselshuttle zur Jugendherberge gebracht. Auf uns wartete ein halbstündiger Fußmarsch mit der Kameraausrüstung. Ein erstes Kennenlernen der Distanzen auf der Insel. Nach der freundlichen Begrüßung in der Jugendherberge und dem Beziehen der Zimmer beschlossen wir spontan, der Düne noch einen ersten Besuch abzustatten. duene_helgoland_1DX_9907

Die Dünenfähre ging um 15 Uhr und bereits um 16 Uhr mussten wir die Rückfahrt antreten, sonst hätten wir unser Nachtlager auf der Düne aufschlagen müssen. Also hatten wir nicht sehr viel Zeit für Aufnahmen. Die ersten Kegelrobben sichteten wir am Nordstrand. Die Stative wurden positioniert und die Kameras in Stellung gebracht. Ich hatte bewusst mein Stativ auf dem Zimmer gelassen, da ich möglichst bodennah fotografieren und meinen Fotorucksack als Objektivunterlage nutzen wollte. Alle waren in ihrem Element und konnten gute Fotos machen. Abends nach der ersten Sichtung der Bilder wurde der nächste Tag geplant und in gemütlicher Runde über die richtige Brennweite und die optimale Position gefachsimpelt. Ein schöner Tag ging zu Ende.

Am zweiten Tag wollten wir bis zur letzten Dünenfähre auf der kleinen Insel bleiben. Nach kurzer Zeit machten wir die Bekannschaft von  Dünenrangerin Katharina Tilly. Sie begrüßte uns sehr freundlich und erklärte uns, wie man sich den Robben und Seehunden gegenüber zu verhalten hat. Später ging sie noch auf Fragen bezüglich der Kegelrobben ein. An den folgenden Tagen begegneten wir uns noch öfter am Strand und sie hatte immer ein wachsames Auge auf uns. Oberste Regel: Menschen sollten sich grundsätzlich nicht dichter als 30 Meter den Robben nähern.

Als ich mich nach einiger Zeit allein auf den Weg zur Dünenspitze machte, entdeckte ich in der Ferne eine Kegelrobbenmutter mit  säugendem Baby. Der Bereich um die beiden war mit Extra-Warnschildern abgesperrt. Die Sonne stand gut, also legte ich mich auf den Boden und beobachtete die beiden durch mein Teleobjektiv. Zwischendurch drückte ich auf den Auslöser, um bestimmte Szenen  festzuhalten. Es war wunderbar, das Kegelrobbenbaby, das erst vor vier Tagen geboren wurde, so exklusiv vor meiner Kamera zu haben.

Irgendwann ging die Mutter wieder ins Wasser und ließ das Junge am Strand zurück. Der Wind hatte zugenommen und trieb die feinen Sandkörner über den Strand. Ich musste mit der linken Hand den Spalt zwischen Kamera und Kopf abdecken, um überhaupt noch etwas sehen zu können.  kegelrobbenbaby_nachzuegler_helgoland_1DX_9198-mj

Doch es dauerte nicht lange, bis das Wetter wieder besser wurde, und so konnte ich noch weitere schöne Momente einfangen.

Das Kegelrobben-Baby schaute die ganze Zeit zu mir rüber und hörte sicherlich auch den Spiegelschlag der Kamera. Ich hatte ein paar sehr schöne Aufnahmen auf meiner Speicherkarte und war glücklich über diesen tollen Zufall. Zurück bei meiner Gruppe erzählte ich von meinem Erlebnis. Als wir dann noch mal gemeinsam an den Ort zurückkehrten, lag die kleine Robbe schutzsuchend am Dünenrand. An diesem Tag gelangen uns viele tolle Kegelrobbenfotos, aber wir mussten  zwischendurch sogarim Flugplatzgebäude Schutz suchen. Starkregen und Schneeschauer, gepaart mit Sturm, zwangen uns zu einer Pause.

Alle wollten am nächsten Tag unbedingt wieder auf die Düne. Diesmal marschierten wir zu dritt von der Südseite zur Dünenspitze  und sahen auf dem Weg viele Robben. Auch hier konnten wir den Auslöser nicht ungedrückt lassen.

An der Spitze angekommen, trafen wir auf unsere beiden Freunde, die über den Nordstrand zur Spitze aufgebrochen waren. Ich legte mich dort in den Sand und beobachtete die Tiere. Mit den Ellenbogen stützte ich mich die ganze Zeit im Sand ab – und plötzlich hatte ich einen beißenden Gestank in der Nase. Ich hatte mich mit den Ellenbogen durch die oberste Sandschicht gebohrt und steckte plötzlich mit dem rechten in einem Haufen Kegelrobbenscheiße. Ein unvergesslicher Moment. Ich konnte nicht gleich aufstehen, weil sich inzwischen mehrere Tiere um mich herum abgelegt hatten und mich beobachteten. kegelrobbe_helgoland_1DX_9534-mj Erst nach einer Weile konnte ich unbemerkt meine Position verlassen und meine Jacke im Nordseewasser reinigen.

Nach kurzer Zeit fielen uns ein paar Meerstrandläufer auf einem Felsen auf. Sie badeten in einer kleinen Pfütze und sonnten sich danach auf den Steinen. Wir suchten uns die besten Plätze, um die kleinen Vögel gut vor die Linse zu bekommen. strandläuferstand

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Es war ein abwechslungsreicher Tag mit vielen unterschiedlichen Motiven und starken Wetterschwankungen. Abends gab es leckeren Rum und gute Musik mit Traum-Blick auf die Nordsee. Für den kommenden Tag waren Aufnahmen von den Basstölpeln oben auf den Lummenfelsen geplant. Die Ausrüstung musste 280 Stufen aufs Oberland getragen werden. An jenem Tag bin ich die Strecke drei Mal gegangen, aber für diese Motive würde ich es jederzeit wieder tun.

Am letzten Abend sind wir dann noch einmal auf dem Oberland gewesen und haben einige Nachtaufnahmen vom Sternenhimmel über Helgoland gemacht. Leider kamen uns irgendwann die Wolken dazwischen.

 

Es war ein lang gehegter Wunsch von mir, Seehunde und Kegelrobben zu fotografieren. Helgoland bzw. die Düne bieten dafür beste Voraussetzungen. Wir hatten allerdings auch viel Glück mit dem Wetter zu dieser Jahreszeit.

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Mein Dank gilt meinen vier Freunden, die mich begleitet haben und besonders Kai für die gute Organisation.naturfotograf_helgoland_IMG_5047

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Am Strand der Düne vor Helgoland